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This page was published in Zybatov, Lew (ed.), Sprachwandel in der Slavia. Frankfurt am Main: Peter Lang 2000, pp. 683-699. 

Jiøí Nekvapil

Sprachmanagement und ethnische Gemeinschaften in der Tschechischen Republik

1. Einleitende Bemerkungen

In diesem Artikel werde ich mich damit beschäftigen, was in einem anderen Begriffsfeld oft als “Sprachplanung” und “ethnische Minderheiten” bezeichnet wird. Wir werden jedoch bald sehen, dass die Konzepte des “Sprachmanagements” und der “ethnischen Gemeinschaft bzw. Kommunität” uns ermöglichen, eine etwas andere Perspektive einzunehmen.

Die Problematik der ethnischen Minderheiten wurde nach dem politischen Zusammenbruch der kommunistischen Regimes in den meisten mittel-, süd- und osteuropäischen Staaten zu einem der zentralen gesellschaftlichen Probleme. Es aktivierte sich sehr das ethnische (Volks-, Nationalitäten-)Bewusstsein, was auch zu kriegerischen Konflikten und zur Entstehung neuer Staaten führte; mit der Entstehung neuer Staaten gerieten einige bisher dominante, respektive “staatsbildende” Bevölkerungsgruppen de facto in die Stellung von Minderheiten (die Russen im Baltikum, die Slowaken in der Tschechischen Republik). Die ethnischen Minderheiten wurden von den europäischen Politikern als bedeutende potientielle Quelle sowohl der inneren als auch der äußeren politischen Instabilität gewertet. Die EU-Anwärter müssen deswegen nicht geringen Ansprüchen, ihre ethnischen Minderheiten betreffend, entsprechen (vgl. Gabal 1999).

Für die ethnischen Minderheiten sind zweifellos verschiedene, nicht bloß sprachliche Eigenheiten charakteristisch, aber es ist eine Tatsache, dass in Mitteleuropa die ethnische Kategorie und die Sprache eng verknüpft sind. Die Sprache wird von den meisten hiesigen Bewohnern als konstitutives Merkmal der ethnischen Kategorie angesehen, und deswegen ist für sie nur schwer vorstellbar, dass z.B. die Tschechen nicht Tschechisch sprechen könnten oder die Deutschen nicht Deutsch (siehe Nekvapil 2000a). Daraus geht hervor, dass der Sprache eine nicht zu unterschätzende Bedeutung auch in der ethnischen Politik der mitteleuropäischen Staaten zugerechnet wird. Es existierten und existieren jedoch unter ihnen bedeutende Unterschiede.

Zu den neuen europäischen Staaten gehört seit 1993 auch die Tschechische Republik (weiter nur ÈR), die durch die Teilung der Tschechoslowakei entstand. Dieser Rechtsakt änderte nicht nur die gesellschaftliche Stellung ganzer Bevölkerungsgruppen der heutigen ÈR, sondern auch, wie die Problematik der ethnischen Minderheiten von verschiedenen Akteuren gesehen wird, einschließlich der Angehörigen der ethnischen Minderheiten selbst. Die sprachliche und ethnische Situation auf dem Territorium der ÈR veränderte sich und ändert sich auch in Folge dessen, dass die ÈR eine demokratische, offene und im Prinzip eine prosperierende Gesellschaft ist, in die verschiedenste Bevölkerungsgruppen aus dem Ausland strömen: eine ungewöhnlich große Zahl westlicher Touristen, ausländische Arbeitnehmer (nicht nur zahlreiche ökonomische Migranten und Gastarbeiter aus den osteuropäischen Staaten, sondern auch westliche Manager, sog. Expatriates in den Joint ventures), Reemigranten, Flüchtlinge u.a. (vgl. Nekvapil & Neustupný 1998).

Die traditionellen und neuen ethnischen Bevölkerungsgruppen auf dem Territorium der ÈR werde ich weiterhin als “ethnische Gemeinschaften”, eventuell mit Bezug auf ihre Sprachcharakteristik als “Sprachgemeinschaften”1 bezeichnen. Dafür habe ich vor allem zwei Gründe: 1. Damit wird der apriorische Werteunterschied unter der “Minderheit” und “Mehrheit” beseitigt, der einen niedrigeren bzw. höheren Status der entsprechenden Gemeinschaft und Sprache suggeriert;2 2. Die “Mehrheits”- und die “Minderheits”-Gemeinschaft bzw. deren Sprachen wurden zu vollgültigen Aspekten der Sprachsituation des entsprechenden Territoriums und werden nicht getrennt untersucht. Die Sprachsituation in der ÈR wird nicht nur von Tschechisch sprechenden Tschechen, sondern auch von Slowakisch sprechenden Slowaken und Roma oder Tschechisch, Mazedonisch oder Griechisch sprechenden bzw. schreibenden Mazedonieren gebildet. Dieses Beispiel illustriert zugleich, dass das gleiche Einzelwesen mehr oder weniger ausgeprägtes Mitglied einiger (sprachlicher/ethnischer) Gemeinschaften sein kann, und dass sich diese Gemeinschaften notwendigerweise in Interaktion befinden. In diesem Artikel werden wir deshalb nicht nur die Benutzung slawischer Sprachen, sondern auch die Sprachen verfolgen, die mit ihnen auf dem Territorium der ÈR in Kontakt stehen.

2. Das Konzept des Sprachmanagements

Die Theorie des Sprachmanagements (weiter nur SpM) wurde von J.V. Neustupný und B.H. Jernudd als komplexere Alternative zur Theorie der Sprachplanung (siehe z.B. Jernudd & Neustupný 1987, Neustupný 1994) entwickelt. Ihr Ausgangspunkt ist die Identifizierung der Sprachprobleme durch die Alltagssprecher im Verlauf der Kommunikation, nicht aber die Identifizierung der Sprachprobleme durch die Experten, die in wichtigen gesellschaftlichen Institutionen wirken (z.B. in Ministerien oder Akademien). So, wie der Einzelne seine Äußerungen “verwaltet”, soll zum Ausgangspunkt für die institutionelle “Verwaltung” der Sprache werden. Neben der Sprachplanung (Sprachpolitik) existieren weitere Typen des organisierten SpM, so die Sprachkultur, die Logopädie oder der Sprachunterricht. Das SpM hat folgende Phasen: (1) Beachtung (noting), (2) Bewertung, (3) Planung der Korrektur, (4) Realisierung. Die einzelnen Phasen des SpM müssen nicht nur Einzelheiten berühren (z.B. ein englisches Wort in der tschechischen Äußerung), sondern auch prinzipielle Sprachprobleme wie zum Beispiel die Unfähigkeit, in einer Fremdsprache oder in der heimischen Sprache zu kommunizieren (so kann das der Einzelne negativ bewerten und sich in einen Englischkurs oder Tschechischkurs anmelden). In der Theorie des SpM wird der Zusammenhang der Sprachprobleme mit den gesellschaftlichen Problemen betont; Neustupný (1992) geht davon aus, dass die Implementation der institutionellen Lösung der Sprachprobleme nur dann erfolgreich ist, wenn die “Lösenden” nicht nur das sprachliche und kommunikative Niveau berücksichtigen, sondern auch das sozioökonomische; z.B. kann man die Sprachkompetenz der Roma nicht dadurch verbessern, dass man ihnen eine entsprechende sprachliche Bildung anbietet, sondern erst dadurch, dass man ihnen die entsprechende Kommunikationsgelegenheit gibt, was nur dadurch zu erreichen ist, dass man ihnen die entsprechende sozioökonomische Gelegenheit bietet.

Der wertvollste Aspekt dieser Theorie besteht m.E. darin, dass das SpM als Prozess analysiert wird, der auf sehr verschiedenen Ebenen der Gesellschaft verläuft: in Einzelgesprächen der Alltagsbenutzer der Sprache, in den Familien oder verschiedenen sozialen Organisationen wie Betrieben, örtlichen Behörden, Schulen, Massenmedien, in der Akademie, in Ministerien oder internationalen Institutionen (Neustupný 1997; siehe auch Nekvapil 2000c).

Die Theorie des SpM benutze ich bei den weiteren Ausführungen als Darstellungsrahmen. Die Erforschung der ethnischen Gemeinschaften und deren Sprachen in der ÈR war jedoch bisher anders orientiert und einige, aus der Sicht der Theorie des SpM wichtige Aspekte wurden vernachlässigt. Eine Reihe ethnischer bzw. Sprachgemeinschaften wurde überhaupt nicht untersucht. Mein Artikel ist also notwendigerweise fragmentarisch und trägt auch Programmcharakter.

3. Globale sprachlich-ethnische Situation

Nach der letzten, 1991 durchgeführten Volkszählung lebten auf dem Territorium der ÈR 10,3 Millionen Einwohner mit ständigem Wohnsitz. Diese meldeten sich zu den angeführten Nationalitäten (siehe Tabelle 1)3. Unter Nationalität wird die “Zugehörigkeit zur Nation”(so im Fragebogen der Volkszählung angeführt) verstanden und die Respondenten äußerten sich über ihre Zugehörigkeit “nach eigener Überzeugung” (ebenda). Für die Bestimmung der Nationalität war also nicht die Muttersprache ausschlaggebend.4

Tabelle 1

Bevölkerungszusammensetzung der ÈR nach der Nationalität zum 3.3.1991

Tschechen

8 363 768

81,2%

Mähren

1 362 313

13,2%

Slowaken

314 877

3,1%

Polen

59 383

0,6%

Deutsche

48 556

0,5%

Schlesier

44 446

0,4%

Roma

32 903

0,3%

Ungarn

19 932

0,2%

Ukrainer

8 220

0,1%

Russen

5 062

0,1%

Bulgaren

3 487

(weniger als 0,1%)

Griechen

3 379

 

Ruthenier

1 926

 

Rumänen

1 034

 

Vietnamesen

421

 

Österreicher

413

 

Juden

218

 

Sonstige

9 860

 

nicht Festgestellte

22 017

 

insgesamt

10 302 215

 

Gegenüber den vorausgegangenen Volkszählungen wurden in den publizierten Ergebnissen weit mehr Nationalitäten aufgeschlüsselt. Das war vor allem durch diese Faktoren bedingt: 1. gesondert gezählt wurden die Ukrainer und gesondert die Ruthenier - bis zu dieser Zeit wurden sie mehr oder weniger als eine Minderheit “Ukrainer (Ruthenier)”5 angesehen; 2. zu ihrer Nationalität konnten sich die Roma bekennen (so zuletzt im Jahr 1930) ; 3. es wurden neue Nationalitäten anerkannt: Mährer und Schlesier; 4. allgemein: es setzte sich der politische Willen durch, eine größere ethnische Variabilität des Territoriums zu demonstrieren.

Die Volkszählung von 1991 stellte auch nach längerer Zeit wieder die Muttersprache der Bevölkerung fest. Das gibt uns die Möglichkeit der Korrelation der deklarierten Nationalität und der deklarierten Muttersprache6. Diese Angabe ist besonders für die neu eingeführten Nationalitäten “Mährer” und “Schlesier” wichtig, denn sie kann die Antwort auf die Frage geben, ob diese Nationalitäten mit irgendeiner spezifischen Sprache verbunden sind. Aus der Geschichte und der Gegenwart sind verschiedene Projekte des Mährischen und (bis jetzt erfolglose) Bemühungen um dessen Etablierung7 bekannt. Die Ergebnisse zeigten, dass 1 356 605 Mährer (aus der Gesamtzahl von 1 362 313 Mährern) als ihre Muttersprache Tschechisch anführten (2 702 gaben Slowakisch als Muttersprache an, 794 Ungarisch, 422 Deutsch, usw. - nur 151 Polnisch). 43 474 Schlesier (aus der Gesamtzahl von 44 446 Schlesiern) führten als ihre Muttersprache Tschechisch an (449 gaben Polnisch als Muttersprache an, 237 Deutsch, 103 slowakisch, usw.). Und weil von 8 363 768 Tschechen 8 332 500 Tschechisch als Muttersprache angaben, kann man konstatieren, dass die tschechische Sprachgemeinschaft im Prinzip nicht nur die Bewohner umfasst, die sich zur tschechischen Nationalität bekannten, sondern auch diejenigen, die ihre mährische und schlesische Nationalität deklarierten. - Allerdings gaben Tschechisch als Muttersprache z.B. auch 82 000 Slowaken, 9 000 Polen, 15 000 Deutsche und 13 000 Roma an (siehe unten). Zusammengefasst lebten auf dem Territorium der ÈR 95,8 % Tschechisch-Muttersprachler (Národnostní složení 1993).

4. Ausgewählte ethnische Gemeinschaften

Im weiteren Text werde ich mich näher mit der Gemeinschaft der Slowaken, Polen, Deutschen und Roma befassen. Es gibt dafür eine Reihe Gründe. Sieht man von der tschechischen Sprachgemeinschaft ab, die immer im Mittelpunkt des Interesses der tschechischen Sprachwissenschaft8 stand, sind hier die größten Gemeinschaften aufgeführt. Diese vier Gemeinschaften wurden wenigstens bis zu einem gewissen Grad auch unter (sozio)linguistischem Aspekt erforscht. Im Falle einiger, in Tabelle 1 angeführten ethnischen Gemeinschaften stehen weder ethnografische noch linguistische Daten zur Verfügung. Solche Gemeinschaften bleiben also ein Programm der weiteren Forschung. Es geht aber nicht nur um diese Gemeinschaften, die explizit in Tabelle 1 angeführt werden: In der Rubrik “Sonstige” sind solche Gemeinschaften verborgen, die die Aufmerksamkeit der Slawistik ebenso verdienen sollten, wie z. B. die Kroaten oder Mazedonier (vgl. Dorovský 1998, Otèenášek 1998); man muss auch den Umstand in Betracht ziehen, dass die Volkszählung 1991 noch nicht die Reemigration der Wolhynien-Tschechen aus der Ukraine, der Tschechen aus Kasachstan und andere in den neunziger Jahren ablaufenden sprachlich-ethnischen Prozesse einbeziehen konnte (siehe Nekvapil & Neustupný 1998).

Bei der Analyse der einzelnen Gemeinschaften werde ich nach Möglichkeit das SpM auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen untersuchen: Erstens die Ebene des Einzelnen, zweitens der Familie, drittens der Bürgervereinigungen. Dem SpM auf der Ebene der Regierung und ihrer beratenden Organe, der Ministerien und des Parlaments, eventuell auf der Ebene der internationalen Organisationen wird ein zusammenfassender Abschnitt gewidmet.

4.1 Die slowakische Gemeinschaft

Das SpM auf verschiedenen Ebenen der slowakischen Kommunität war und ist bis heute bedeutend dadurch determiniert, dass Slowakisch und Tschechisch strukturell sehr nahestehende Sprachen sind, was den Slowaken und den Tschechen ermöglicht, sich relativ gut zu verstehen, auch wenn jeder von ihnen beim Kommunikationsereignis seine Nationalsprache verwendet. Diese Erscheinung, von den tschechischen und slowakischen Sprachwissenschaftlern oft als Semikommunikation bezeichnet, wurde zu einem der Ausgangspunkte für die Konzeption des tschechoslowakischen Volkes und der tschechoslowakischen Sprache in den ersten Jahrzehnten der Existenz der Tschechoslowakei9. Die systematische Pflege der Semikommunikation und des damit verbundenen tschecho-slowakischen passiven Bilingualismus war besonders für das organisierte SpM der 70-er und 80-er Jahre charakteristisch10. Darüber, wie in dieser (und der vorhergehenden) Zeit das SpM auf der Ebene des Einzelnen bzw. der Familie verlief, gibt es kaum empirische Studien. In gewissem Maße lassen sich in die Vergangenheit die Ergebnisse der qualitativ orientierten Forschung von Vrbová (1993), einer seit 1983 in Prag lebenden slowakischen Autorin, extrapolieren. Diese zeigte vor allem auf, dass die Möglichkeit der Semikommunikation in den von Slowaken mit Tschechen geführten Gesprächen nicht allgemein vorausgesetzt wurde. Bei kleinen Kindern und im Gegensatz dazu bei alten Menschen wurde mit dieser Möglichkeit nicht gerechnet und die Kommunikationspartner schalteten automatisch entweder in den sprachlichen Code kleiner Kinder und alter Menschen um oder sie bemühten sich, ihnen die vorausgesetzten schwierigen Ausdrücke zu übersetzen. Wichtig ist, dass das keine Strategie war, die erst bei der Feststellung von Kommunikationshindernissen angewendet wurde, sondern die Ausgangsnorm der Kommunikation. Aus dieser Erkenntnis kann man zwei wichtige Dinge ableiten: (a) Die tschecho-slowakische Semikommunikation war nichts Natürliches, das nur durch die strukturelle Nähe zweier slawischer Sprachen gegeben war, sondern etwas, das mit bestimmten Generationen der Bewohner der Tschechoslowakei verbunden gewesen war, die einem bestimmten Typ des organisierten SpM ausgesetzt gewesen waren; (b) der gepflegte passive Bilingualismus wuchs in gewissem Maße in den aktiven Bilingualismus hinüber (das betrifft zweifellos mehr Slowaken als Tschechen). Sehen wir von den kleinen Kindern und alten Menschen ab, benutzten die Tschechen und Slowaken ihre Nationalsprachen vor allem in der gemeinsamen Kommunikation, die zufällig oder unregelmäßig war, d.h. dann, wenn sie sich nicht oder nicht gut kannten. Die Anpassung an die Sprache des Kommunikationspartners war allerdings nicht ungewöhnlich. Sie setzte sich in den Gesprächen derjenigen Tschechen und Slowaken durch, die sich schon kannten und wussten, dass sich ihr Kommunikationspartner mehr oder weniger langfristig auf dem entsprechenden Territorium aufhält (Vrbová 1993). In einem solchen Falle richtete sich die Auswahl des Codes im Prinzip danach, ob sich die Gespräche im slowakischen oder tschechischen Milieu abspielten: Im tschechischen Umfeld sprach man Tschechisch, im slowakischen Slowakisch. So lassen sich zum Teil die Assimilierungstendenzen erklären, die besonders in der Kommunität der Slowaken in der ÈR offensichtlich sind. Ein spezielles Problem war die Kommunikation in den Mischehen, in denen Vrbová (1993) zufolge die Auswahl des Codes in den Gesprächen beider Ehepartner im Prinzip nicht prädiktabel war.

Während die Untersuchung von Vrbová vor allem Prag und Bratislava betraf, war eine schon seit den 60-er Jahren vom Schlesischen Institut in Opava vorgenommene Untersuchung vor allem auf die sprachlich-ethnische Situation in Nordmähren (zum Teil auch in Nordböhmen) ausgerichtet. Diese Forschungen zeigten, dass die Orientierung der Slowaken auf die Benutzung des Tschechischen in den verschiedensten Situationen verhältnismäßig groß ist und sich weiter vertieft. Die letzte umfassende Forschung aus dem Jahre 1994 indizierte, dass nur 5% der Nachkommen der der Untersuchung unterzogenen Slowaken vorwiegend Slowakisch sprechen, 25% sprechen sowohl Slowakisch als auch Tschechisch und 68,5% überwiegend Tschechisch (Sokolová & Hernová & Šrajerová 1997:84). Grundlegenden Einfluss auf diese Situation hat den Autorinnen zufolge die ethnische Heterogenität der Familien. Allgemein kann man feststellen, dass die Zahl der tschecho-slowakischen Mischehen auf dem Territorium der ÈR dramatisch ansteigt - nach statistischen Angaben aus dem Jahr 1994 schlossen die Slowaken nur 16,2 % ethnisch homogene Ehen. Entgegen den angeführten Assimilierungstendenzen gelangten die Autorinnen zum Schluss, dass die untersuchten Slowaken (keinesfalls also ihre Nachkommen) nicht mehr so sehr auf die ausschließliche Benutzung des Tschechischen orientiert sind, wie die slowakischen Respondenten in den vorhergehenden Jahrzehnten, und dass sich bei ihnen auffällig die bilinguale und damit verbunden die bikulturelle Orientierung erhöht.

Die Forschungen des Schlesischen Instituts (und zu großen Teilen die Untersuchung von Vrbová) verfolgen das SpM nicht direkt, sondern analysieren das, was über die verschiedenen Aspekte des SpM die Personen in der Forschungssituation aussagen - eine gewisse Skepsis Forschungen dieser Art gegenüber ist also immer angebracht. Darüber, wie das SpM auf der Ebene des Einzelnen und der Familien in der Realität aussieht, legen die Verhältnisse in dem slowakischen Minderheitenschulwesen Zeugnis ab, d.h. Schulen mit Slowakisch als Unterrichtssprache. Auf dem Territorium der ÈR gibt es gegenwärtig eine einzige slowakische Grundschule in Karviná (Region Tìšín), die seit 1956 besteht. Daneben existierten in der ÈR für kurze Zeit nur noch zwei slowakische Grundschulen. Von 1968-1969 wurde die Schule in Karviná von 1436 Schülern besucht, dann sank die Schülerzahl und das sich vertiefende Desinteresse bewirkte - besonders nach der Teilung der Tschechoslowakei - dass diese Schule 1995 nur noch von 74 Schülern besucht wurde (Praha a národnosti 1998:94). Eine slowakische Grundschule gab es in Prag (in dem 24 000 Slowaken leben) zu keiner Zeit. Die Bürgervereinigung “Obec Slovákov v Èeskej republike”, deren Programm darauf ausgerichtet ist, mittels “der Pflege der slowakischen Sprache und Kultur die Einflüsse zu eliminieren, die zur Assimilierung der Slowaken ins tschechische Milieu führen”, bereitete ein Projekt des slowakischen Gymnasiums in Prag vor (Praha a národnosti 1998:102). Dieses Projekt wurde vom Ministerium für Schulwesen der ÈR genehmigt, es scheiterte aber trotzdem - auch nach einer umfangreichen Informationskampagne meldeten sich nur 8 Schüler für das vorbereitete Gymnasium an (das erforderliche Minimum waren 20)11.

4.2 Die polnische Gemeinschaft

Die meisten Angehörigen dieser Gemeinschaft leben in der Region Tìšín, auf einem nicht besonders großen nordmährischen Territorium, das an das heutige Polen grenzt (das sog. tschechische Tìšín bzw. das tschechische Tìšíner Schlesien oder auch Zaolzie). Zur polnischen Nationalität bekannten sich hier 44 487 Bewohner. Der Rest lebt verstreut - ähnlich wie die meisten der übrigen ethnischen Minderheiten - im Prinzip auf dem Gebiet der ganzen ÈR12.

Die Polen der Region Tìšín sind im wesentlichen heute die einzige relativ gut erhaltene kompakte autochthone Minderheit auf dem Gebiet der ÈR. Deswegen wurde ihr seitens der Fachleute eine verhältnismäßig große Aufmerksamkeit gewidmet, besonders vom Schlesischen Institut in Opava, neuerdings auch vom Kabinett für die Erforschung des polnischen Ethnikums in der ÈR (Universität Ostrava). Seit dem Ende der 80-er Jahre erscheinen auch soziolinguistische Arbeiten.

Die polnische Gemeinschaft in der Region Tìšín benutzt in der gesprochenen Kommunikation im Prinzip drei Codes: den muttersprachlichen Tìšíner Dialekt und das standardsprachlich beabsichtigte Tschechisch und Polnisch (vgl. Bogoczová 1997:6) Mehr als die Hälfte der Polen benutzt alle drei Codes, in gewissem Maße auch in der familiären Kommunikation (Bogoczová 1994:24). Eine bemerkenswerte Erscheinung ist das verhältnismäßig hohe Prestige des örtlichen Tìšíner Dialekts, dessen Benutzung am massivsten ist. Das ist in bedeutendem Maße dadurch gegeben, dass das Polnische als solches von den hiesigen Polen als funktionell beschränkte, mehr oder weniger erstarrte Varietät, die mit dem örtlichen polnischen Schulwesen verbunden ist, aufgefasst wird. Es entwickelt sich hier keine Prestigeform des gesprochenen Polnisch, was unter anderem dadurch verursacht wurde, dass der Kontakt mit dem üblicherweise in Polen gesprochenen Polnisch nicht umfangreich genug war (auch aus politischen Gründen, siehe die 80-er Jahre). Die Polen aus der tschechischen Region Tìšín haben deswegen gewisse Schwierigkeiten auch bei der informellen Kommunikation mit den Polen in Polen. Zum Prestige des Tìšíner Dialekts trägt auch der Umstand bei, dass er von der tschechischen Bevölkerung benutzt wird. Das höchste Ansehen genießt bei den Mitgliedern der polnischen Kommunität das Standardtschechisch, das sie in der offiziellen Kommunikation mit einem Erfolgserlebnis verbinden. Tschechisch benutzen sie meistens auch dann, wenn sie den Kontakt mit unbekannten Personen initiieren. Der Einfluss des Tschechischen ist sehr deutlich bei der Benutzung des Tìšíner Dialekts. Bogoczová (1997) zeigte, dass in der Sprache der jüngsten Generation der Polen der Einfluss des Tschechischen (keineswegs des gesprochenen oder des standardsprachlichen Polnischen) massiv im Wortschatz zur Geltung kommt (Übernahme von Präpositionen, Konjunktionen und Partikeln), weniger im phonetischen Bereich und minimal in der Flexion.

Aus den Forschungen des Schlesischen Instituts geht hervor, dass die allgemeine Orientierung der Polen auf die Benutzung des Tschechischen zwar nicht so groß ist wie bei den Slowaken (siehe oben), aber trotzdem ist sie verhältnismäßig stark. Die letzten umfangreichen Forschungen aus dem Jahre 1994 indizierten, dass nur 24% der Nachkommen der untersuchten Polen überwiegend Polnisch sprechen, über 40% sprechen sowohl Polnisch als auch Tschechisch und 31,9% überwiegend Tschechisch (Sokolová & Hernová & Šrajerová 1997:84). Diese Tendenz scheint mit der etwas höheren Anzahl der homogenen Ehen zu korrelieren, die in der polnischen Kommunität geschlossen werden: den statistischen Angaben von 1994 zufolge waren es 27,9% (in der slowakischen Kommunität 16,2%). Falls es um eine langfristigere Tendenz geht, so erhöht sich auch im Falle der polnischen Kommunität in der Region Tìšín auffällig die bilinguale und die damit verbundene bikulturelle Orientierung (Sokolová & Hernová & Šrajerová 1997:88). Am Rande sei hinzugefügt, dass die konkreten Zahlen aus diesen Forschungen (aber auch aus der Volkszählung von 1991) mit Vorsicht aufzunehmen sind, denn der örtliche Tìšíner Dialekt, den nicht nur die Polen benutzen, sondern auch die Tschechen, betrachten die Polen als Bestandteil des Polnischen und eine Reihe Tschechen als Bestandteil des Tschechischen (Bogoczová 2000:28, Sokolová 1999).

Das SpM der Einzelpersonen und der Familien bestimmt in gewissem Maße die Gestalt des Minderheitenschulwesens. Die polnische Kommunität hat ein verhältnismäßig umfangreiches Netz von Kindergärten und Grundschulen zur Verfügung und ebenfalls einige Mittelschulen. Auch wenn man langfristig eine Abnahme der Schülerzahlen beobachten kann (1950 gab es 81 polnische Grundschulen mit 8 176 Schülern; 1995 sind es 29 Schulen mit 2 617 Schülern), so ist diese Abnahme nicht vorrangig bedingt durch das Desinteresse der Polen an dem polnischen Schulwesen, sondern vor allem durch die sinkende Anzahl der Kinder in der polnischen Kommunität - die meisten Kinder polnischer Nationalität besuchten im Zeitraum von 1950 bis 1995 polnische Grundschulen. So z.B. besuchten 1991 in der Region Tìšín tschechische Grundschulen nur 142 polnische Kinder (aus der Gesamtzahl von 3 279). Neuere Forschungen zeigen sogar, dass das Interesse der Polen am polnischen Schulwesen wächst (Sokolová & Hernová & Šrajerová 1997:104f.).

4.3 Die deutsche Gemeinschaft

Mitte 1945 lebten auf dem Territorium der heutigen ÈR 2 809 000 deutsche Einwohner (d.h. 26,3% der gesamten Population). Zwei Jahre später, nach der massiven Abschiebung nach Deutschland, blieben noch etwa 180 000 übrig (2,1% der Population) (Srb 1988). Auch im Verlauf der weiteren Jahre sank ihre Anzahl: 1950 (159 938),1961 (134 143),1970 (80 903), 1980 (58 211), 1991 (48 556, d.h. 0,5 %). Dieser Zahlenabnahme war einerseits ein Ergebnis der Emigration in die BRD, andererseits der schnell vorangehenden Assimilierung. Die Forschungen des Schlesischen Instituts zeigten, dass 1970 nur 7,2% der Deutschen Tschechisch für ihre Muttersprache hielten, während es 1987 schon 33% waren. Im gleichen Jahr führten 8% der Deutschen (die sich zu Deutsch als ihrer Muttersprache bekannten) an, dass sie in der Familie überwiegend Tschechisch sprechen; 79,8% führten Tschechisch und Deutsch an und nur 5% sprachen in der Familie überwiegend Deutsch (Sokolová 1991). Der Assimilierungsprozess vertiefte sich in der deutschen Kommunität auch in den neunziger Jahren: 1991 waren in der Altersgruppe bis zu 35 Jahren nur 9% ethnisch homogener Ehen vertreten und ein paar Jahre später schlossen die Deutschen sogar nur noch 3% homogener Ehen. Sokolová & Hernová & Šrajerová (1997:67) sprechen in diesem Zusammenhang davon, dass die deutsche Minderheit als Gruppe anzusehen ist, die sich in der tschechischen Majoritätsgemeinschaft “aufgelöst” hat. Diese Tendenz bestätigen auch die qualitativ ausgerichteten Forschungen, die die biografische Methode benutzen (Nekvapil 2000a, Nekvapil 2000b, Nekvapil im Druck). Aus der Biografie der Deutschen, die 1945 um die 20 Jahre alt waren, ist offensichtlich, dass die Enkel dieser Generation erst in der Schule begannen, Deutsch als Fremdsprache zu lernen (sofern sie diese Sprache überhaupt zu lernen begannen). Zusammenfassend kann man konstatieren, dass das Nachkriegs-SpM in den Familien deutlich das Tschechische bevorzugte - offensichtlich verursacht durch das Nichtexistieren des deutschen Minderheitenschulwesens und durch die Befürchtungen, diskriminiert zu werden.

Nach dem Regimewechsel 1989 kann man auf der Ebene des organisierten SpM die Bemühung beobachten, diese Tendenz zurückzunehmen. Erwähnenswert sind vor allem die tschechisch-deutschen Begegnungszentren, die Ergebnis des tschechoslowakisch-deutschen Staatsvertrags aus dem Jahre 1992 sind. Auf dem Territorium der ÈR wirken 14 solcher Einrichtungen (Stand 1998), besonders in den Orten mit höherer Konzentration der Deutschen. Diese Zentren bieten u.a. auch Deutschkurse an. Deutsche staatliche Schulen kann man mit Rücksicht auf die erhebliche Verstreutheit der deutschen Bevölkerung im Prinzip nicht einrichten und es gibt unter den hiesigen Deutschen auch kein großes Interesse dafür. Einen vielleicht perspektiven Weg wählte der Bund der Deutschen in der Region Prag und Mittelböhmen, der eine private Grundschule und ein privates Gymnasium gründete, die nicht nur den Deutschen offen stehen, sondern auch Angehörigen der übrigen ethnischen Gemeinschaften, einschließlich der tschechischen. Unterrichtssprachen sind hier sowohl Deutsch als auch Tschechisch. Deutsch soll hier als Mittel der Wiederfindung der ehemaligen ethnischen Identität oder als Mittel zur Formierung einer multikulturellen Identität dienen.

Die deutsche autochthone Gemeinschaft kann sich auf das große Interesse für Deutsch als Fremdsprache stützen (das schon seit den 60-er Jahren). Deutsch wird in der ÈR fast in gleichem Maße wie Englisch unterrichtet. 1995 lernten über 700 000 junge Tschechen Deutsch und 1998 fungieren schon vier tschechisch-deutsche zweisprachige Gymnasien (Stanìk 1998:97). An Deutschkenntnissen sind auch zahlreiche tschechische Pendler interessiert, die in Deutschland arbeiten, besonders in dem Kontaktgebiet mit Bayern (Zich et all.1996:91) und die Beschäftigten der tschechisch-deutschen Joint ventures, die auf dem Gebiet der ÈR wirken. Unternehmen wie Škoda-Volkswagen (Mladá Boleslav), in denen eine nicht zu vernachlässigende Anzahl deutscher Manager tätig ist, organisieren einen breiten Sprachunterricht (Deutsch und Englisch), so dass sie im Prinzip auch als Sprachschulen fungieren.

Die Linguisten widmen sich diesen neuen Sprachkontakten nur ausnahmsweise (Höhne & Nekula 1997). Vereinzelt wird das spontane verbale Verhalten der autochthonen deutschen Bevölkerung, einschließlich ihrer tschechischen Äußerungen analysiert (Hašová 1996, 2000). Im Vordergrund stehen tschechisch-deutsche Themen aus der historischen Soziolinguistik und Dialektologie (siehe z.B. Krèmová 1999, Racková 1999, Nekula 1998, Mareš 1998, Berger 1998, Èeši a Nìmci na Vysoèinì 1998).

4.4 Die Gemeinschaft der Roma

Die Anwesenheit der Roma auf dem Territorium der heutigen ÈR ist schon seit dem 15. Jahrhundert belegt. Die ursprüngliche Roma-Bevölkerung wurde jedoch in den nazistischen Konzentrationslagern während des 2. Weltkriegs ausgelöscht. Die heutigen Roma sind meistens Migranten aus der Slowakei oder deren Nachkommen. Die Roma werden von der Majoritätsbevölkerung als eine homogene Gruppe angesehen, im Gegensatz dazu sind sie aber gesellschaftlich sehr stark differenziert. Die kollektive Identität der Roma ist in bedeutendem Maße auf einem anderen als dem ethnischen Prinzip organisiert und die Sprache spielt darin keine so erhebliche Rolle wie in der tschechischen Gemeinschaft (vgl. Lozoviuk 1997, Hlavsová 1997). Bei der Volkszählung 1991 zeigte es sich, dass die Roma an die Majoritätsklassifizierungsschemata anders herantreten als von der tschechischen Majorität erwartet - zur Roma-Nationalität bekannten sich nur 33 000 Bewohner. Nach qualifizierten Schätzungen jedoch gibt es auf dem Gebiet der ÈR fünfmal mehr Roma (Národnostní složení 1993). Weit mehr als zur Roma-Nationalität bekannten sich die Roma zur slowakischen Nationalität, sie bekannten sich aber auch zur tschechischen und ungarischen. Damit hängt auch der Umstand zusammen, dass das Romani als Muttersprache nur von 24 294 Bewohnern (ohne Unterschied der Nationalität) angegeben wurde. Auch in der Gruppe der 33 000 Roma, die sich als solche deklarierten, führten nur 50% der Respondenten an, dass Romani ihre Muttersprache ist. Diese Angaben sind deutliche Signale dafür, dass man aufhört, Romani in der Roma-Kommunität zu benutzen und dass es zu einem intensiven Kontakt des Romani mit dem Tschechischen (eventuell Slowakischen) kommt.

Das Leben der Roma hat sich nach 1989 wesentlich verändert. Auf der einen Seite hörte zwar die offene kulturelle und sprachliche Diskriminierung auf, der sie in der Ära der sozialistischen Tschechoslowakei ausgesetzt gewesen waren, auf der anderen Seite jedoch erhöhten sich die Fälle der sozialen Diskriminierung. Etwa 80% der Roma ist arbeitslos. Eine neue Erscheinung sind auch die zahlreichen rassistischen Angriffe auf die Roma. Es überrascht deswegen nicht, dass die Emigration der Roma heftig ansteigt: Allein nach Großbritannien emigrierten 1999 etwa 5 000 Roma (Mladá fronta Dnes 27.1.2000, S.4).

Das SpM in den Roma-Familien war und ist wesentlich dadurch determiniert, dass die Roma ihre Sprache (Romani) nicht in der Kommunikation mit der Majoritätsbevölkerung benutzen können (in Alltagsgesprächen, auf den Ämtern, in den Schulen) und deshalb müssen sie Tschechisch lernen - erinnern wir daran, dass Romani eine indoeuropäische Sprache ist, die in die Gruppe der neuindischen Sprachen (wie Hindi, Bengalisch u.a.) gehört. Tschechisch ist jedoch für die Roma auch die Prestigesprache, denn ihre Beherrschung betrachten sie als Mittel für den sozialen Aufstieg. Die angeführten Umstände führten viele Roma dazu, dass sie sich bemühen, in der Kommunikation mit ihren Kindern Tschechisch zu sprechen und dem Romani aus dem Wege zu gehen. Ihr Tschechisch ist jedoch oft – aus der Sicht der tschechischen Majoritätssprecher - auf sehr niedrigem Niveau: Es weist auf allen sprachlichen Ebenen den Einfluss des Romani auf, in Zusammenhang mit der Ankunft der Roma aus der Slowakei sind auch slowakische Elemente bemerkbar (Hübschmannnová 1993). Zum schwachen Niveau des angeeigneten Tschechisch trägt auch bei, dass sich die Bildung der meisten Roma-Eltern nur auf sehr niedrigem Stand befindet. Die kleinen Roma eignen sich deshalb weder Romani noch Tschechisch gut an und sind dann beim Eintritt in die Schule sprachlich stark benachteiligt. Forschungen weisen nach, dass Roma-Vorschulkinder einen zehnmal geringeren Wortschatz besitzen als tschechische Kinder (Kamiš 1998:55). Das sprachliche und selbstverständlich auch soziale Handicap identifizieren die tschechischen Lehrer oft mit einer mentalen Retardierung und die Roma-Kinder werden deshalb aus dem normalen Schulunterricht ausgeschlossen und in Sonderschulen eingegliedert. Bis zu 80% der Roma-Kinder sind davon betroffen. Dadurch wird die Entstehung normaler kommunikativer Bindungen unter den Roma-Kindern und den Nicht-Roma-Kindern verhindert und es vertieft sich schon von Kindheit an die Abgetrenntheit der Roma-Kommunität von den Nicht-Roma-Kommunitäten. Mit diesem Zustand sind nicht nur die Roma-Aktivisten unzufrieden, sondern auch ein nicht zu vernachlässigender Teil der tschechischen Pädagogen (Bürgervereinigung “Bewegung R”), die die Ansicht vertreten, dass die Bildung der Roma mit der multikulturellen Erziehung aller Schüler der ÈR zu verbinden ist (vgl. Balvín 1997). Der massenhaft verbreiteten Xenophobie zum Trotz verstärkt sich diese Ansicht auch unter der breiteren tschechischen Öffentlichkeit.

Die Roma haben bis jetzt keine eigene Standardsprache geschaffen. Erst seit den 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts wird Romani auch in gedruckter Form benutzt; 1971 standardisierte die Kommission des Bundes der Zigeuner-Roma dessen Rechtschreibung, wobei sie von den orthographischen Grundsätzen des Tschechischen und Slowakischen ausging. Standardisierungsobjekt ist das sog. slowakische Romani, d.h. der Roma-Dialekt, den ungefähr 70-80% der in der ÈR und der Slowakei lebenden Roma benutzen (Šebková & Žinayová 1999). Das gegenwärtige Bemühen, das Romani zu standardisieren, ist durch die Emanzipierungsbestrebungen der Roma motiviert, aber es geht auch von den Bedürfnissen der tschechischen Schule aus - Romani wird seit den 90-er Jahren bei der systematischen Vorbereitung der Roma-Schüler auf den obligatorischen Schulbesuch benutzt. Die Standardisierung des Romani befindet sich jedoch mehr oder weniger erst am Anfang und bis jetzt wird nicht nur über deren mögliche Gestalt, sondern auch darüber diskutiert, ob sie überhaupt sinnvoll ist (vgl. Hübschmannová & Neustupný 1996; Kamiš 1998, Hlavsová 1997).

5. Das organisierte Sprachmanagement: Sprachpolitik

Für das organisierte SpM der sozialistischen Tschechoslowakei waren besonders die Verfassungsgesetze über die tschechoslowakische Föderation und die Stellung der Nationalitäten aus dem Jahre 1968 von Bedeutung. Das erste davon verlieh explizit “dem Volk der Tschechen und dem Volk der Slowaken” und damit zugleich auch der Benutzung des Tschechischen und Slowakischen eine gleichberechtigte Stellung. Das zweite davon garantierte “der ungarischen, deutschen, polnischen und ukrainischen (ruthenischen) Nationalität” Möglichkeiten und Mittel zur allseitigen Entwicklung, einschließlich des Rechts auf Bildung in den jeweiligen Sprachen, das Recht auf Benutzung der Muttersprache im Amtsverkehr in dem von der entsprechenden Nationalität bewohnten Gebiet und das Recht auf Presse und Informationen in den jeweiligen Sprachen. Beachten wir, dass hier - im Nachkriegsgeist, aber auch in gewissem Grade in der tschechoslowakischen Vorkriegstradition - zwischen “Volk” (národ) und “Nationalität” (národnost) unterschieden wird (die Nationalität wird aufgefasst als Kollektivum, das weniger kohärent ist als das Volk). In der Praxis wurden die angeführten Gesetze unterschiedlich zur Geltung gebracht: z. B. entstanden keine deutschen Schulen (schon damals war ein Argument die große Verstreutheit der deutschen Bevölkerung). Auf dem Territorium der heutigen ÈR entstand auch kein Netz slowakischer Minderheitsschulen, denn die Slowaken wurden hier nicht als ethnische Minderheit (“Nationalität”) angesehen und man ging offensichtlich davon aus, dass es sinnvoller sei, die Mittel für die Erweiterung und Verbesserung des passiven Bilingualismus im Rahmen des Mehrheitsschulwesens auszugeben. Beachten wir weiter, dass das Verfassungsgesetz von 1968 nur vier “Nationalitäten” anerkennt - die angeführten sprachlichen Rechte wurden nicht einmal formal den Hunderttausenden Roma zugebilligt.

Die Entwicklung nach 1989 brachte eine Reihe Veränderungen. Die tschechische Legislative verließ das Konzept der expliziten Aufzählung der ethnischen Minderheiten und auf Regierungsebene wurde endlich auch den Roma der Status einer ethnischen Minderheit zuerkannt (Frištenská 1994). In den Hintergrund geriet jedoch der eigentliche Begriff ethnische Minderheit als spezifische Bevölkerungsgruppe und der Akzent wurde auf den Schutz der Rechte des einzelnen Bürgers gelegt, den Bürger der Minderheit dazu gerechnet. Die Charta der Grundrechte und Freiheiten (Verfassungsgesetz von 1991 bzw. 1992) garantierte den Bürgern der ethnischen Minderheiten u.a. die üblichen sprachlichen Rechte (das Recht, Informationen in der jeweiligen Muttersprache zu empfangen und zu verbreiten, das Recht auf Bildung in der Muttersprache, das Recht auf Benutzung der Muttersprache im Amtsverkehr), sie setzte aber die Annahme eines speziellen Gesetzes voraus, das detailliert festsetzen würde, wie diese garantierten Rechte in die Realität umgesetzt werden sollten. Die Unlust der nachfolgenden rechtsorientierten Regierungen, sich mit den kollektiven Rechten zu beschäftigen, mündete jedoch in der offiziellen Ansicht, dass die Rechte der Angehörigen der ethnischen Minderheiten als Einzelwesen in genügendem Maße in verschiedenen Rechtsvorschriften geschützt seien und die Notwendigkeit eines selbstständigen Gesetzes über die Rechte der ethnischen Minderheiten wurde abgelehnt (vgl. Frištenská & Sulitka 1995).

Erst Ende der 90-er Jahre, im Zusammenhang mit der Ratifizierung der Rahmenabmachung über den Schutz der ethnischen Minderheiten und unter dem Druck der internationalen Institutionen, die auf die unerträgliche Situation der Roma hinwiesen, änderte sich die Einstellung der tschechischen Politiker und man begann auf Regierungsebene am sog. “Minderheitengesetz” zu arbeiten (vgl. The Czech Republik 1999). Das vorbereitete Gesetz, aus ähnlichen Gesetzen in Österreich und Ungarn schöpfend, betont den Beitrag der ethnischen Minderheiten bei der Formierung des multikulturellen Charakters der ÈR und rechnet mit der Errichtung einer Behörde für ethnische Gleichstellung und Integration, die umfassende Rechtskraft hätte (einschließlich der Zuschusserteilung für die Entwicklung und Erhaltung der Minderheitssprachen). Sofern es um das sprachliche Recht geht, wird besonders den Problemen Aufmerksamkeit geschenkt, die die bisherige rechtsorientierte laissez-faire-Politik nicht systematisch löste: das Minderheitenschulwesen und die Benutzung der jeweiligen Muttersprache im Verkehr mit den Behörden (Uhl 2000).

Die bisherige Praxis zeigte, dass entgegengesetzt den Interessen einiger Minderheiten die Rechtsvorschriften wirkten, die forderten, dass an den Minderheitsschulen Unterrichtssprache nur die Sprache der ethnischen Minderheit wäre. Dieses Paradox ist dadurch gegeben, dass mit Ausnahme der polnischen Minderheit die übrigen Minderheiten auf dem ganzen Territorium verstreut leben und deswegen nicht die entsprechende Schülerzahl zur Gründung einer Minderheitenschule stellen können. Als optimal erweist sich darum einigen Minderheitsrepräsentanten die Errichtung staatlicher bilingualer Schulen mit bikultureller oder multikultureller Ausrichtung, die auch tschechischen Schülern zugänglich wären. Das würde gewiss die Probleme im Falle des deutschen und wahrscheinlich auch des slowakischen Minderheitenschulwesens lösen. Das vorbereitete “Minderheitengesetz” kommt den Interessen dieser ethnischen Gemeinschaften entgegen. - Ein Problem bleibt aber weiterhin zweifelsohne die Bildung der Roma in Romani, auch wenn einige Schritte zu dessen Lösung bereits unternommen wurden: Das Ministerium für Schulwesen billigte 1998 die Funktion eines Roma-Assistenten, der den Roma-Kindern in deren Muttersprache den Beginn des Unterrichts an den tschechischen Schulen erleichtern soll (Im Jahr 2000 wirken schon ca. 180 solcher Assistenten, siehe MFD 14.6.2000, S. 3).

Ein nicht geringes Problem wird auch die Benutzung des Romani im Amtsverkehr sein, denn es gibt einen großen Mangel an Roma-Dolmetschern. Das könnte sich aber im Verlauf der Zeit ändern - seit 1992 kann man Romani auch an der Karlsuniversität in Prag studieren. Erwähnenswert ist zweifellos die Tatsache, dass entsprechend des vorbereiteten “Minderheitengesetzes” Slowakisch eine “ allgemein verständliche Sprache ist, die man nicht dolmetschen oder ins Tschechische übersetzen muss”, woraus hervorgheht, dass jeder das Recht hat, Slowakisch im Amtsverkehr zu benutzen (Uhl 2000). Damit kommt man auch den Slowakisch sprechenden Roma entgegen.

Die tschechischen Politiker blickten gemeinsam mit der breiteren Öffentlichkeit meistens mit Despekt auch auf die Möglichkeit der Schaffung eines selbstständigen Sprachengesetzes herab. Das hing mit der politischen Gesamtorientierung auf den individuellen Bürger zusammen und zweifellos trugen dazu auch die Sprachengesetze in der Slowakei bei, über deren Problemhaftigkeit die tschechische Öffentlichkeit detailliert informiert wurde (vgl. Nekvapil 1997b). Über ein tschechisches Sprachengesetz wurde jedoch unter den Abgeordneten in den 90-er Jahren diskutiert und 1999 wurde sogar ein Vorschlag über die Herausgabe eines “Gesetzes über die Sprache der ÈR” veröffentlicht. Sein Zweck wurde formuliert als “ Festlegung der Rahmenbedingungen für den Gebrauch und den Schutz der tschechischen Sprache”. Die Linguisten nahmen dazu - eben wie zu einem Gesetz, das die Sprache der Majorität schützt - eine negative Stellung ein (vgl. Lidové noviny vom 20.9.1999, S. 11).

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1 Die Nähe der Begriffe “ethnische Gemeinschaft” und “Sprachgemeinschaft” geht aus der engen Verbindung der erthnischen Kategorie und der Sprache in Mitteleuropa hervor (siehe schon oben). In konkreten Fällen kann sich jedoch die ethnische und die Sprachgemeinschaft in unterschiedlichem Grade decken. Siehe Abschnitt 3. und 4.

2 In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass es ein bedeutender Teil der Angehörigen der slowakischen Kommunität nach der Teilung der Tschechoslowakei ablehnte, als Minderheit betrachtet zu werden.

3 Diese Volkszählung verlief noch im Rahmen der föderativen Tschechoslowakei. Schon damals aber waren die Ergebnisse speziell für die Tschechische und speziell für die Slowakische Republik bearbeitet worden. So auch in den vorhergehenden Jahrzehnten der sozialistischen Tschechoslowakei.

 

4 Das gilt mit einer Ausnahme. 3464 Personen bekannten sich zur tschechoslowakischen Nationalität, aber diese Kategorie wurde vom Amt für Statistik nicht akzeptiert. Diese Respondenten wurden deshalb auf Grund der von ihnen angeführten Muttersprache entweder zur tschechischen oder zur slowakischen Nationalität gezählt. Stich (1995) spricht mit Recht davon, dass die Volkszählung in dieser Hinsicht manipuliert worden ist.

5 So auch im tschechoslowakischen Verfassungsgesetz vom Jahr 1968.

 

6 Die Muttersprache wurde im Fragebogen abgegrenzt als Sprache, in der mit dem Respondenten “gewöhnlich die Eltern sprachen” und im Falle, dass die Eltern unterschiedliche Sprachen sprachen, als “Sprache in der die Mutter sprach”.

 

7 Dazu vgl. Berger (in diesem Band), Stich (1995). Siehe auch Balowska (1999).

 

8 Dazu siehe Ulièný (in diesem Band), Hoffmannová & Müllerová (in diesem Band), Berger (in diesem Band). Zum SpM in Bezug auf das Tschechische vgl. Nekvapil (2000c).

 

9 Den Begriff Semikommunikation führte auf Grund der Analyse des Dänischen, Norwegischen und Schwedischen E. Haugen ein. Als weiteren Beispiel dieser Erscheinung führte er die Verständigung unter den Tschechen und Slowaken und bis zu einem gewissen Grade unter den Tschechen und Polen an. Die Semikommunikation grenzte er ab als “ the trickle of messages through a rather high level of ‚code noise‘ ” (Haugen 1972:216)

 

10 Darüber wurde schon manches geschrieben. Siehe Berger (in diesem Band), Nekvapil (1997), Zeman (1997) und die dort zitierte Literatur.

 

11 Das Gymnasium sollte ab 1997 fungieren.

 

12 Man muss auch in Betracht ziehen, dass in der ÈR langfristig mindestens zehntausend Polen arbeiten, die bei der Volkszählung nicht registriert wurden. Allein im Automobilwerk Škoda-Volkswagen in Mladá Boleslav waren 1996 einige Hundert beschäftigt.

 

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